Sieger im Talentwettbewerb
Ein Kilometer genügt, um Stärken und Schwächen von Nachwuchs-Bahnfahrern offenzulegen. Aus diesem Grund wird zur Talentsuche immer wieder der 1966 vom früheren Sprint-Weltmeister Oscar Plattner gegründete Kilometer-Test herbeigezogen. Allerdings: wer gewinnt, macht nicht zwangsläufig Karriere. Wenn man die Siegerliste anschaut, fällt vor allem der Name Urs Freuler auf, oder jüngst Fabian Keiser, der vor zwei Jahren in diesem Contest als Sprinter entdeckt worden war – von anderen hingegen hat man nie mehr was erfahren. Ob der diesjährige Sieger Oliver Mattmann (1:10:896 Minuten) zu jenen gehört, die sich durchsetzen werden, weiss man natürlich noch nicht. Immerhin gewann er bereits einige Tage später das Junioren-Meisterschaftsrennen, ein in vier Disziplinen ausgetragenes Omnium. Mattmanns Stärke lag in seiner Konstanz: ein Sieg im Kilometer-Zeitfahren, dazu zwei dritte und ein vierter Platz in den übrigen Disziplinen.
Dies lässt für die nähere Zukunft einiges erhoffen – und bringt ihm folgerichtig einen Platz im nationalen Verbandsprojekt "Junioren-WM in Athen 1999" ein. "Bahntrainer Salveter fragte mich, welches meine bevorzugte Disziplin sei", sagte Mattmann; die Antwort liess er indes noch offen. Erst möchte der 16jährige aus Cham, der am 29. Oktober Geburtstag feiert, taktisch reifen. Erst anfangs Jahr war er dank dem Kurs von Alois Iten auf der Bahn gestartet, entsprechend fehlt es ihm an noch Erfahrung. Nicht aber an gutem Material. Denn Ex-Bahnweltmeister Urs Freuler, zugleich Leiter des Kilometer-Tests, verkaufte dem talentierten Zuger Dreispeichenräder. Und das, so bestätigt Mattmann, habe ihn noch zusätzlich motiviert. Denn ansonsten waren die Bedingungen nicht optimal gwesen: am ersten Tag der SM begann Mattmann seine Lehre als Maschinenmechaniker – und bereits zeigte sich sein Arbeitgeber Landis & Stäfa bereit, dem Nachwuchstalent frei zu geben. Eine grosszügige Geste, für die sich Mattmann mit der goldenen Medaille bedankte.
Pascal Meisser