VELOSZENE SCHWEIZ 10/98

Zwischen den Fronten

Remo von Däniken ist Vorsitzender der Dopingkommission in Schweizer Radverband SRB. Ein Laie in juristischen Belangen, der neuerdings von Advokaten nur so umschwärmt wird. Begegnungen, die nicht ohne Folgen bleiben.

Etwas müde sei er, sagt Remo von Däniken, Vorsitzender der Dopingkommission in Schweizer Radverband SRB. Der Solothurner übt dieses Amt im Nebenjob aus, nachdem er es vor 16 Monaten aus gesundheitlichen Gründen temporär von Louis Wermelinger, dem höchsten Schweizer Kommissär des Radweltverbandes UCI übernommen hatte. Wermelinger hat sich inzwischen erholt. Den Vorsitz der Dopingkommission übernahm er freilich nicht mehr, nachdem er gesehen hatte, mit welchem Eifer von Däniken ans Werk gegangen war.

Effizienz ist das Markenzeichen des Schreinereibesitzers. Als Handwerker ist es von Däniken gewohnt, möglichst schnell nach praktikablen Lösungen zu suchen. Diese Fähigkeit setzt er auch bei seinen Ämtern im SRB ein, wo er neben seiner Tätigkeit für die Dopingkommission auch Chef der Fachkommission Radsport und im Radquer engagiert ist.

Von den Vorkommnissen an der Tour de France wurde von Däniken allerdings ziemlich überrascht. Als Folge erhöhte sich der Arbeitsaufwand beträchlich. «An manchen Tagen begann ich bereits um drei Uhr in der Früh, damit ich im Geschäft in Ruhe arbeiten kann», erzählt der 56jährige, wie gewohnt mit seiner väterlich, ruhigen Art. Es ist dieselbe Art, mit der er auch seine Kommissionsentscheide meist oppositionslos im Gremium durchbringt.

Neue Informationen zum Dopingskandal lässt sich von Däniken jedoch nicht entlocken. Es würde seiner Überzeugung widersprechen. Er vergleicht das Suchen nach einer umsetzbaren Lösung in dieser diffizilen Frage mit der Fahrt durch eine Stadt: «In einem Zug durchzufahren ist praktisch nicht möglich und gefährlich. Immer wieder zwingt einem eine Ampel, die auf Rot steht, zum Anhalten.» Genau diese Vorgehensweise sollte auch in der Dopingfrage angestrebt werden. Immer wieder anhalten und nach Detaillösungen suchen, die hieb- und stichfest sind.

Von Däniken redet aus Erfahrung. In den vergangenen Wochen sass er immer wieder mit den Anwälten der des Dopingmissbrauchs angeklagten Schweizer Radprofis zusammen und beriet sich. Erstaunt hat ihn dabei die Anschauungsweisen, die die Advokaten an den Tag legen: «Die denken an Dinge, die mir nicht mal im Traum in den Sinn kommen», erzählt von Däniken. Er bezeichnet diese Treffen denn auch als sehr Informativ und lehrreich. Von Däniken ist überzeugt, dass man dem Dopingproblem ohnehin nur auf rechtlichem Weg den Riegel schieben kann.

Als belastend empfindet es von Däniken dagegen, dass er die Meldungen und Ankündigungen der UCI in letzter Zeit stets zuerst aus den Medien erfährt — auch wenn er die Zusammenarbeit mit dem Weltverband ansonsten als gut taxiert. Die immer neuen Medieninformationen schürten jedoch Unruhe und förderten Spekulationen. «Die Dopingfrage muss grundlegend überdacht werden. Das internationale olympische Komitee müsste in Zusammenarbeit mit allen Sportverbänden ein einheitliches Dopingreglement herausgeben, das für sämtliche Verbände aller Länder gleich ist. Und das braucht Zeit», erklärt der Solothurner und lobt die Arbeit des Schweizerischen Olympischen Verbandes SOV, der mit seinem Wirken auf nationaler Ebene auf dieses Ziel hinarbeite.

Zu einer allfälligen Amnestie wollte sich von Däniken nicht äussern, denn «zuerst muss eine Strafe erteilt werden, ehe von Amnestie gesprochen werden könnte. Das Reglement sieht diesbezüglich auch nichts vor.»

Eine der besten Präventivmassnahmen sieht von Däniken in der Aufklärung der Nachwuchsfahrer. «Alle sprechen nur von den leistungsfördernden Mitteln im Sport. Dass diese Präparate auch Nebenwirkungen haben, wird verschwiegen. eine abschreckende Aufklärungskampagne würde vielleicht noch manchen Jugendlichen vor dem Dopinggebrauch abhalten.»

Martin Platter

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