VELOSZENE SCHWEIZ 07/98

Publikumsmagnet

Noch nie verfolgten so viele Zuschauer an der Strecke und an den Bildschirmen die Tour de Romandie. Der Grund: sportlicher Glanz durch die schweizerischen Fahrer und vorbildliche Organisation.

Gerüchte kursierten in den Tagen vor der Westschweizer Rundfahrt. Von einer möglichen Fusion mit der Tour de Suisse war die Rede. Doch der Erfolg der Tour liess solche Spekulationen, die vor allem von möglichen Sponsoren gestammt hatten, verstummen. Von mehr als einer "Zusammenarbeit" zwischen den beiden Tour-Chefs, von "möglichen Synergien" wollte man nicht mehr sprechen.

Möglich gemacht hat dieser Sinneswandel Romandie-Organisator Daniel Perroud, der mit seiner Daniel Perroud Organisation (DPO) die Geldgeber dank einer tadellosen Veranstaltung überzeugt hat. Die Zahlen sprechen für sich: Über 300'000 Romands verfolgten die Tour de Romandie am Fernsehen, die Marktanteile am Westschweizer Fernsehen TSR erreichten phasenweise bis zu 50 Prozent. Selbst auf Eurosport erreichte die Rundfahrt durchschnittlich 333'000 Zuschauer – und war damit erfolgreicher als die Spanienrundfahrt mit 313'000 Personen am Bildschirm (1997). Europaweit betrug der Marktanteil der Romandie-Bilder 1,6 Prozent – immerhin die Hälfte der Tour de France.

Auch die Internet-Premiere brachte stolze Zahlen mit sich: 110'000 Interessierte aus insgesamt 41 Ländern riefen Informationen zu Renngeschehen und Ranglisten auf. Seit 15 Jahren veranstaltet die DPO sportliche Wettkämpfe, selten zuvor aber mit solchem Erfolg. "Comme un rêve" – wie ein Traum sei es gewesen, sagte Perroud. Tatsächlich: Gegenüber 1997 war das organisatorische Niveau nochmals beträchlich gestiegen. Dennoch strebt Perroud für die Zukunft weitere Verbesserungen an: "Die Organisation muss noch straffer und strukturierter werden", sagt der Chef. Gewisse Automatismen in den Arbeitsvorgängen, wie sie die Tour de Suisse seit Jahren perfekt praktiziert, müssen die sich die Mannen der Tour de Romandie erst noch aneignen.

Auf sportlicher Ebene bot die Veranstaltung Spannung und Spektakel – auch aus Schweizer Sicht. Der Prologsieg von Laurent Dufaux vor Alex Zülle, die Etappenerfolge von Dufaux auf der 1. und 3. Etappe sowie Zülles Triumph im Zeitfahren – die Eidgenossen aus der Festina-Truppe zeigten sich von ihrer besten Seite. Dies wirkte sich auch in der Weltrangliste aus: Dufaux, der Gesamtsieger, rückte vom 16. auf den 5. Platz vor – so gut klassiert war der Waadtländer noch nie zuvor, auch Alex Zülle stiess vor dem Giro d'Italia wieder unter die ersten Drei vor.

Dufaux, Zülle, Casagrande – das Podium durfte sich sehen lassen. Erfreulich auch das Auftreten des Post Swiss Teams: Markus Zberg verpasste zweimal den Etappensieg nur knapp und beendete die Rundfahrt als Gesamtelfter, unter seinen persönlichen Erwartungen allerdings. Daniel Schnider und Patrick Vetsch tricksten sich auf der Schlussetappe in der Spitzengruppe gegenseitig aus. Und so stahl den sicher geglaubten Sieg Christophe Agnolutto, der Tour-de-Suisse-Sieger 1997.

Einziger schwarzer Fleck der Veranstaltung: der Zwischenfall von Mauro Gianetti, der auf der dritten Etappe aufgegeben hatte und im Universitätsspital von Lausanne mit einer Magendarm-Entzündung, begleitet von zunächst unergründbaren Komplikationen, hospitalisiert– und mittlerweile wieder entlassen wurde.

Pascal Meisser

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