Teilerfolg
Präsident Hugo Steinegger stellte die Vereinsdelegierten vor die Wahl – und sie entschieden sich für ihn. Die Kritik war auf einen Schlag verstummt, die Basis hält zu ihrem Präsidenten, der zuvor verschiedentlich in den Medien angegriffen wurde.
Der verwundete Löwe hat tüchtig zugebissen: Nachdem Verbandspräsident in den Tagen vor der 129. Delegiertenversammlung in Wikon LU nochmals kräftig Medienschelte einstecken musste, schlug Steinegger vor seiner Basis zurück.
In seinem persönlichen Jahresbericht nahm er zu den verschiedenen Vorwürfen Stellung und schloss mit den Worten: "Sie sehen einen tiefverletzten
Menschen, der in den vergangenen Tagen (Anmerkung der Redaktion, d.h. Mitte Mai) systematisch in Misskredit gebracht worden ist." Insbesondere der Ruf nach einem Steinegger-Nachfolger in der Tour de Suisse, der in der Boulevard-Zeitung Blick nach der Tour de Romandie erhoben wurde, machte ihm zu schaffen.
Der 55jährige Berner ordnete einen geschickten Schachzug an: eine Vertrauensabstimmung sollte den 164 Delegierten die Möglichkeit geben, ihre Kritik darzulegen – und plötzlich verstummten jegliche Misstöne, die in den Wochen zuvor auch unter SRB-Mitgliedern aufgekommen worden waren. Es wurden keine Fragen
gestellt, die Vorwürfe als Medienhetze abgetan - und das Vertrauen wurde dem Präsidenten vorbehaltslos geschenkt. Ist somit alles wieder gut?
Nein, gewiss nicht. Insbesondere die interne Revisionsstelle kündigte in verschiedenen Bereichen etliche Vorbehalte an. Die langjährige Zusammenarbeit mit der Kontrollstelle KPMG Fides laufe auf eine gefährliche Partnerschaft hinaus, befand sie. Und zur geplanten SRB-Tour-de-Suisse-AG seien noch Fragen offen. So müsse der Vertrag zwischen dem Verband und der Aktiengesellschaft so angelegt werden, dass weiterhin ein Einblick in die Tour-de-Suisse-Rechnung möglich sei.
Die Gründung der AG, die an dieser DV hätte vollzogen werden sollen, scheint momentan ohnehin noch fern zu sein. Gemäss Presseberichten sind vom Aktienkapital von 450 000 Franken erst deren 130 000 gezeichnet, auf die Emission der Partizipationsscheine wird mangels Interesse ganz verzichtet.
Offen ist noch, wer für den fehlenden Betrag aufkommen wird. Der Verband? Dann wäre das Ziel der Kapitalgewinnung bereits verfehlt. Einer der Hauptsponsoren? Damit steigt die Gefahr einer zu grossen Machtposition eines einzelnen Mehrheitsaktionärs. Deshalb will Steinegger, der eigene Fehler eingestanden hatte, richtigerweise erst eine Arbeitsgruppe einsetzen, um die noch fehlenden Statuten
erarbeiten zu lassen. Die Gründung der AG – die soll zu einem späteren, noch unbestimmten Datum nachgeholt werden.
Pascal Meisser
Kommentar >>>