Die Entdeckung
Die Vorbereitung des Ericsson-Villiger- Fahrers Roland Müller auf die Tour de Romandie war alles andere als galtt verlaufen. Trotzdem
überraschten die Zuger und sein Team.
Die Rennen von Bern und Gippingen im Vorfeld der Tour de Romandie liess für die neue Schweizer Profimannschaft Ericsson-Villiger Schlimmes befürchten: In Bern erreichte kein einziger Fahrer aus der blau-weissen Mannschaft das Ziel, in Gippingen kämpfte sich bloss Roland Müller bis ans Ziel durch. Der bald 25jährige Zuger hielt zehn Runden lang im Feld im Feld aus und kam im grossen Peloton an. So war es also zu erwarten, dass derselbe Müller auch an der Tour de Romandie die weitaus besten Leistungen der Ericsson-Truppe zeigen würde – obwohl die Vorbereitung auf dieses Rennen alles andere als optimal abgelaufen war. Der aus Morgarten stammende Müller gab die Niedersachsen-Rundfahrt auf, rund zwei Wochen vor dem Start zur Tour de Romandie. Entsprechend gross war die Ungewissheit vor dem Start in Rheinfelden.
"Ich dachte, ich müsse mich darauf konzentrieren, nicht wegen Zeitüberschreitung aus dem Rennen genommen zu werden", sagte Müller. Keineswegs unbegründete Bedenken: Auf der ersten Etappe durch den Jura kämpfte Roland Müller um den Anschluss und erreichte das Ziel im Feld, das zwölf Minuten hinter der Spitze ins Ziel rollte. Im gleichen Teilstück sorgte Ericsson-Fahrer Jacques Jolidon mit einer langen Flucht für Publicity – und fuhr wenigstens einen Tag lang im Bergpreis-Leadertrikot.
Müller konnte von Tag zu Tag zusetzen, auf der Königsetappe überraschte er sich sogar selbst. Zweimal musste der steile Aufstieg von Sion zur Skistation Veysonnaz befahren werden. "Da sah ich im Leidenskampf plötzlich Järmann neben mir", erinnerte sich Müller. "Ich dachte mir, das kann doch nicht sein; Järmann hat doch zwei Wochen zuvor ein Weltcuprennen gewonnen." Dieses Rencontre gab ihm zusätzlichen Aufschwung - zu einem Zeitpunkt, als seine Teamkollegen bereits weit zurückgefallen waren. Tagesrang 35 und der 53. Platz im Schlussklassement der Tour de Romandie lautete die Bilanz.
Bloss, Rang 50 war die Vorgabe gewesen, mit dem 53. Rang verpasste Müller zehn UCI-Punkte, die für die Mannschaftswertung äusserst wichtig gewesen wären. Dennoch: mit ihrem dezent-positiven Auftreten in der Romandie liess sich auch Tour-Direktor Hugo Steinegger dazu bewegen, der jungen Mannschaft in der Tour de Suisse einen Startplatz zu offerieren.
Pascal Meisser
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