VELOSZENE SCHWEIZ 01/99

Wechselkarussell

Kaum ist die Saison 1998 abgeschlossen, ist der nationale Transfermarkt in Bewegung geraten: Festina tritt mit einer neuen U23-Formation auf, Stefan Rütimann bleibt weiterhin bei Schaller und U23-ARif-Sieger Martin Elmiger wechselt zu Seat-Kona. VELO hat ausfindig gemacht, mit welchen Fahrern die Teams 1999 antreten werden.

Nach den Tiefschlägen im vergangenen Sommer hat die Radsportgruppe Festina ihre Strategie den Zeichen der Zeit angepasst: keine teuer bezahlten Stars und keine grossen Erfolge mehr, sondern die Konzentration auf die Arbeit mit jungen Fahrern. Aus diesem Grund liess der Sponsor drei U23-Formationen in verschiedenen Ländern bilden – auch in der Schweiz. Das helvetische Team umfasst bislang acht Fahrer, unter ihnen die talentierten Xavier Pâche und Michel Klinger sowie zwei Junioren, die im kommenden Jahr ihre U23-Taufe erleben werden. Geleitet wird das Team von einem erfahrenen Mann. Der 53jährige Marcel Combremont hat bis vor zwei Jahren die welsche Mannschaft "Wheeler-Dotti" geleitet und in Radsportkreisen einen guten Namen. Den Fahrern bietet sich zumindest auf dem Papier eine interessante Perspektive in dieser Mini-Formation: der spanische Teamleiter von Festina, Juan Fernandez, will am Ende der kommenden Saison vier Neuprofis in sein Profiteam übernehmen.

Aufsehen hat aber nicht nur der nationale Einstieg von Festina erregt – auch Dany Hirs' Mannschaft Seat-Kono-Radio Argovia (zuvor Kästle) strotzt vor innovativen Ideen. Seine Mannschaft hat der Aargauer um einen Fahrer auf elf aufgestockt, prominentester der vier Neulinge ist das Zuger U23-Talent Martin Elmiger. Dazu kommt der österreichische Kaderfahrer Raphael Bayer sowie David Loosli, das einzige Teammitglied ohne Elite-Lizenz. Auf der Abgangliste befinden sich Remo Amsler (zu Festina) und Thomas Busenhart, der Gerüchten zufolge bereits eine Lizenz als Fussballer beim FC Schaffhausen gelöst haben soll.

Nebst dieser Formation hat Hirs das "Kona Factory Team" gegründet. Aufgenommen werden bis zu 20 interessierte Fahrer, die für weniger als 2'000 Franken das Material kaufen können, dazu die Kleider umsonst erhalten und von der Teaminfrastruktur profitieren können. Hirs lässt sich zudem die Option offen, talentierte Athleten im Sommer als Stagiaires Testrennen in der Elitemannschaft bestreiten zu lassen. Der Grund für diesen Fahrerpool: "Ich bin von 55 Anmeldungen von interessierten Fahrer überschwemmt worden", sagte Hirs. Es folgte aber eine eher negative Überraschung: es meldeten sich bloss fünf Fahrer an.

Wenig Änderungen gibt es indes unter den Top-Five-Mannschaften der abgelaufenen Saison: Grepper-Pinarello, hinter dem Post Swiss Team und Ericsson-Villiger erfolgreichstes Amateur-Team, hat sich nach internen Querelen aufgelöst. Mit Folgen: einzelne Fahrer suchten oder suchen noch immer verzweifelt Platz in den bereits aufgefüllten Kontigenten der Spitzenteams. Glück hatte indes der Basler Christian Eminger, der zu Saeco-Wetzikon wechseln konnte.

Aus dem Team Schaller hat sich Cédric Fragnière verabschiedet, der im kommenden Jahr einen Profivertrag beim Post Swiss Team erhalten hat. Dafür bleibt der Berner Formation der beste U23-Akteur der vergangenen Monate, Stefan Rütimann (VELO berichtete). Neu zu Schaller kommen Marcel Gafner (von KIA-Villiger) und der Luzerner Jean Nuttli, in der vergangenen Saison mit zehn Siegen der erfolgreichste Amateur.

Bei Mephisto-Romer's ist der auffälligste Wechsel die Namensänderung – bedingt durch einen Abtausch der beiden Hauptsponsoren. Das Team von Martin Obrist hat sich für 1999 leicht verstärkt. Dem Abgang von Michel Klinger (zu Festina) stehen gleich drei gewichtige Zuzüge entgegen: Ex-Quer-Juniorenweltmeister Roman Peter, der allerdings immer noch auf der Suche nach der Bestätigung des Erfolges ist, Uwe Straumann und Jörg Strauss, der jüngere Bruder von Neuprofi Marcel Strauss. "Wir tendieren im kommenden Jahr in Richtung der neugeschaffenen Dritt-Divisionsmannschaften", sagt Obrist, "auf diese Weise erhalten wir insbesondere in Italien mehr Startmöglichkeiten." Für die Zukunft schliesst Obrist einen Aufstieg zu den GS-II-Mannschaften nicht aus.

Saeco-Wetzikon war zwar keine schlechte Mannschaft, gefehlt haben aber Sprintspezialisten. Die Teamleitung hat deshalb den Ostschweizer Marc Kerker von Ericsson-Villiger übernommen, David Senn und Beat Obrist (Frank-Cilo) sind weitere Zugänge. Originell hat die Mannschaft von Ernst Rüegg auf den Abgang von Peter reagiert: auf den früheren Junioren-Weltmeister im Radquer folgt jetzt Michael Baumgartner, der aktuelle Titelträger in dieser Disziplin.

Pascal Meisser

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