VELOSZENE SCHWEIZ 01/99

"Viele Teams sind frustiert"

Fahrergewerkschaft, die Gründung des "Swiss Cycling Cup" und eine drohende Abspaltung von der ARIF-Vereinigung – wo liegt die Zukunft im Amateur-Radsport? Kurt Bürgi, der technische Direktor des SRB, nimmt zu den gegenwärtigen Vorgängen Stellung.

VELO: Kurt Bürgi, die ARiF-Vereinigung wirft Ihnen Stimmungsmache gegen sie vor. Was sagen Sie dazu?

BÜRGI: Nach meiner Einschätzung ist es eher umgekehrt: Gewisse Herren im ARiF-Vorstand machen Stimmung gegen mich und den SRB. Es wird diesbezüglich aber noch eine Besprechung geben.

VELO: Sie waren zu einer Aussprache mit dem ARiF-Vorstand und den Teamvertretern eingeladen worden, erschienen aber nicht. Verweigern Sie das Gespräch?

BÜRGI: Wenn eine Einladung erst vier Tage vor dem Termin bei mir eintrifft, hat das wenig mit Gesprächsverweigerung zu tun. Ich habe dann eher ein organisatorisches Problem, denn die ARiF ist nicht das einzige Gremium, dass Einladungen verschickt - wohl aber das einzige, dass es so kurzfristig tut.

VELO: Offenbar ist ein Dialog zwischen Ihnen und der ARiF-Spitze nicht mehr möglich. An was liegt es?

BÜRGI: Tatsache ist leider, dass viele Teams frustriert über die ARiF-Vereinigung sind. Im SRB-Weiterbildungskurs für sportliche Leiter, den wir diesen Winter durchgeführt haben, wurde mir das erstmals so richtig bewusst. So deutlich, dass wir an einem Tag sogar das Kursprogramm in den Hintergrund rücken mussten zu Gunsten einer Aussprache der Teamleiter zum Thema ARiF. Die Leiter der Sportgruppen übten auch Kritik am ARiF-Vorstand. Rechnungen seien verschickt worden, ohne das die Teamleitungen neuer Sportgruppen informiert worden waren, was die ARiF überhaupt ist und welche Leistungen sie bietet. Wurden die Rechnungen nicht beglichen, folgten rüde Telefonate vom ARiF-Kassier. Zudem bekamen die sportlichen Leiter zusehends den Eindruck, zwischen SRB und ARiF zu stehen. Es wurden aber auch Vorwürfe geäussert, warum sich der SRB als Rennveranstalter nicht stärker engagiert.

VELO: Stimmt es, dass Sie darauf die Schaffung einer SRB-Rennserie angeregt haben?

BÜRGI: Nach den obengenannten Vorkommnissen habe ich angeregt, dass wir zusammen mit Hugo Steinegger, Remo von Däniken, einem Vertreter des ARiF-Vorstandes und vier sportlichen Leitern, die im Kurs von den Anwesenden bestimmt wurden, zusammensitzen, und gemeinsam eine Rennserie auf die Beine stellen. Unter welcher Hoheit ist noch offen. Wir wollen weder die ARiF abschaffen noch wollen wir um jeden Preis selber eine Rennserie organisieren. Wir suchen den Konsens mit allen beteiligten Parteien. Diese Sitzung anzuberaumen und zu organisieren war übrigens die einzige Forderung der Teamleiter an mich.

VELO: Die "Vereinigung der Schweizer Sportgruppen" versteht sich als gewerkschaftliche Verbindung. Ist eine solche aus Ihrer Sicht überhaupt notwendig?

BÜRGI: Jeder gründet heute eine eigene Gewerkschaft. Besser wäre es doch eine Interessengemeinschaft ins Leben zu rufen, wie das übrigens auch im Ausland üblich ist. Wenn alle die gleichen Ziele haben, braucht es keine Gewerkschaft. Dem gemeinsamen konstruktiven Vorwärtskommen ist eine Gewerkschaft sicher nicht förderlich. Rein der Begriff hat in unseren Breitengraden einen negativen Beigeschmack von Disharmonie, Kampf und Aggression.

VELO: Mögliches Ziel ist es, 1999 eine eigene Rennserie unter der Bezeichnung "Swiss Cycling Cup" durchzuführen. Erhalten die Initianten Ihre Unterstützung?

BÜRGI: Prinzipiell unterstützt der SRB Rennserien, die nach klaren Reglementen ablaufen und auf breiter Akzeptanz basieren. Es muss aber nicht sein, dass man dafür jemandem etwas wegnimmt, nur um etwas eigenes zu haben. Deshalb ist ein Gespräch mit allen Beteiligten wichtig.

VELO: Anlass zur Gründung der Teamleiter-Vereinigung war unter anderem eine neue Abgabe. 250 Franken Anmeldegebühr pro Team - wodurch wird dieser Betrag gerechtfertigt?

BÜRGI: Die Sportgruppen sollen sich in Zukunft bis zum 15. Januar bei uns einschreiben. Wir wollen, dass damit eine gewisse Ordnung einkehrt und nicht wieder mitten in der Saison plötzlich neue Teams auftauchen. Auch die UCI verlangt eine Meldegebühr für Profimannschaften, die beträgt allerdings 8500 Franken. Für die 250 Franken erhalten die Teams als Gegenleistung ein aktuelles Reglement, eine Teamvorstellung im «Radsport», regelmässige Informationen bezüglich Ausschreibungen, Selektionen, Einladungen, Aufgebote der Nationalmannschaft, Reglementsänderungen etc.

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