Sonderfall Hittnau
Faktisch gesehen befindet sich der Schweizer Quersport auf dem absteigenden Ast. Aber nicht überall, wie das Beispiel des Radquerveranstalters Hittnau zeigt. OK-Präsident Willi Schuppli bringt Vorschläge, wie man dem Quersport zu mehr Attraktivität verhelfen könnte.
Der Radquer-Organisator VC Hittnau befindet sich in einer komfortablen Situation. Als erfolgreichster Schweizer Veloclub im Bereich Radquer stellt er dieses Jahr die Schweizermeister gleich in sämtlichen drei Kategorien: Beat Wabel bei den Elite, Beat Morf in der Kategorie U23 und Michael Baumgartner bei den Junioren. Dazu errang Baumgartner auch noch den WM-Titel. Ein Leistungsausweis, der sich wiederum positiv auf den Club und seine Veranstaltungen auswirkt. «Die Akquisition von Geldgebern im Kleingewerbe der Region für unsere Veranstaltungen gestaltet sich weniger schwierig, wenn Erfolge vorhanden sind», sagt Willi Schuppli, der Präsident des Organisationskomitees. Nicht ohne stolz stellt dieser bei seinen Radquer-Veranstalterkollegen zuweilen sogar einen Anflug von Neid fest. «Was macht ihr anders, dass ihr so erfolgreich seid», werde er jeweils gefragt, erzählt Schuppli lachend.
Die Erfolge des VC Hittnau kommen freilich nicht aus heiterem Himmel. Am Anfang steht die konsequente Förderung des Nachwuchs vor allem auch im Bereich Radquer. Gemäss Schuppli ein ausgezeichnetes Fahrtechniktraining, das im Club nicht nur die Strassenfahrer für sich entdeckt haben. Auch die Mountainbiker sind begeistert, wenn sie einmal ihre ersten Runden auf schmalen Reifen im Gelände absolviert haben. Schuppli sieht hier die grosse Chance für die gesamte Quer-Szene: «Der Quersport muss sich gegenüber den Bikern öffnen», ist er überzeugt und geht mit gutem Beispiel voran. Im Sommer organisiert der VC Hittnau seit 1998 auch einen Lauf der national wichtigsten Bike-Rennserie «Wheeler Swiss Cup». «Das hilft Vorurteile abzubauen», ist Schuppli überzeugt. Und niemand wundert sich, dass mit Peter Steiger, der Gesamtsieger der Bike-Langstreckenrennnserie «Michelin Bike Classic» am Radquer in Hittnau als Streckenchef im Einsatz steht.
Die gezielte, spartenübergreifende Förderung des Radsport-Nachwuchses ist aber nur ein Teil im Erfolgsmosaik. Die guten Resultate der Hittnauer Radsportler publik zu machen ein anderer. Hier hebt sich der VC Hittnau wohltuend von anderen Veloclubs ab. «Wir investieren viel Zeit in die Medienarbeit, führen mit dem «Bremsklotz» ein eigenes Clubheftchen und haben auch in unserer Lokalzeitung immer wieder Artikel an prominenten Stellen. Darüber hinaus halten wir die Sponsoren mit direkten Mailings auf dem Laufenden über die guten Leistungen unserer Fahrer und unsere Aktivitäten im Club», erklärt Schuppli.
Wie gut der VC Hittnau mittlerweile in der Region verankert ist, zeigte das Radquer. Trotz garstigen Wetterbedingungen, kühlen Temperaturen, Schnee und Regenfällen stapften etliche hundert Zuschauer durch den knöcheltiefen Morast und sorgten für eine Stimmung, die ganz und gar nicht dem Wetter entsprach. Die Fahrer des VC Hittnau belohnten es auf ihre Art: Beat Wabel gewann in der Elite-Kategorie bereits zum vierten Mal in Serie und Michi Baumgartner bei den Junioren. Nur Beat Morf kam nicht recht auf Touren und beendete das Rennen der Espoirs auf dem 23. Rang. Mit dem ehemaligen Bike-Juniorenweltmeister Thomas Kalberer siegte bei den U23 dennoch ein würdiger Fahrer, der die Vision Schupplis kaum treffender dokumentieren konnte.
Martin Platter