VELOSZENE SCHWEIZ 04/98

Halbwahrheiten

SRB-Präsident Hugo Steinegger will noch in diesem Jahr die Tour de Suisse-SRB-AG gründen. Eine Aktiengesellschaft im Radsport - macht dies Sinn?

"Werden Sie Teilhaber an der Tour de Suisse" – mit diesen Schlagworten preiste Verbandspräsident und Tour-de-Suisse-Direktor Hugo Steinegger seinen neuesten Schachzug an. Tour de Suisse-SRB AG nennt sich das Konstrukt, das auf dem Geld der Aktionäre aufgebaut werden soll. Tatsächlich: will man den Angaben in der offiziellen Verbandszeitung Glauben schenken, ist das Angebot verlockend. Da lassen sich auch die vorerst ausbleibenden Dividenden verschmerzen. Zumal im Hintergrund Finanzchef Otto Rüegsegger mit seinem Drohfinger winkt: "Wenn wir die Gunst der Stunde nutzen und der Konkurrenz allfälliger fremder Radsportveranstaltungen begegnen wollen, muss das Projekt jetzt umgesetzt werden." Der SRB, so Rüegsegger weiter, beabsichtige, seine Veranstaltungen künftig von dieser AG durchführen zu lassen. Chapeau, gute Idee, ist man zu sagen gewillt. Schliesslich sind die übrigen grossen Landesrundfahrten auch Teil von Aktiengesellschaften. Zudem ist eine solche AG genau im Sinne der "Transparenz"-Politik von Steinegger. Sie ist nämlich von Rechtes wegen verpflichtet, ihre Buchhaltung offen vorzuweisen. Werden wir also endlich die konkreten Abschlusszahlen der Tour de Suisse und die Quersubventionen an die Berner Rundfahrt und GP Tell zu Gesicht kriegen? Weit gefehlt. Auf Anfrage sagt Rüegsegger, dass der SRB, der Inhaber der Tour de Suisse, die Rundfahrt nicht von der zu gründenden AG organisieren lässt.

"Werden Sie Teilhaber an der Tour de Suisse" – dieser Spruch Steineggers ist also bloss die halbe Wahrheit. Zweifel hegt auch Tour-de-Suisse-Hauptsponsor Crédit Suisse. Sponsoringleiter Urs Wyss will erst ein sportjuristisches Gutachten abwarten, bevor er dazu Stellung nimmt. "Ich weiss gar nicht, ob wir mit dieser AG überhaupt zu tun haben werden", sagte Wyss.

Fragwürdig sind auch die anderen propagierten Zielsetzungen:

  • Hilfestellungen an die angeschlossenen Sektionen bei der Durchführung von Radsportveranstaltungen

    Jene Veranstalter, die über Geld verfügen, haben diese Hilfe nicht nötig. Zu diesen gehören die Organisatoren sämtlicher grossen Radrennen der Schweiz. Die anderen hingegen, denen bei der Durchführung ihres oftmals kleinen Anlasses eine solche Unterstützung willkommen wäre, können einen marktgerechten Preis eines solchen Service schlicht nicht bezahlen.

  • Bessere Vermarktung des Radsports und Beschaffung von Eigenkapital

    Fazit: Das Risikokapital der Anleger kann eigenmächtig als Eigenkapital verwendet werden – was der Grundidee einer AG widerspricht. Wenn also die Aktiengesellschaft dazu dienen soll, das Schuldenloch des SRB zu stopfen, ist dieser Weg ein falscher. Gutgläubige Aktionäre werden damit irregeführt, der Aktienkauf ist demnach nichts anderes als ein freiwilliger Sanierungsbeitrag. Unverständlich ist auch Steineggers Forderung, dass der Verwaltungsrat vorzugsweise aus gewählten SRB-Vorstandsmitgliedern zusammengesetzt werden soll. Wäre es nicht viel mehr im Interesse einer AG, dass auch verbandsunabhängige Wirtschaftsvertreter in einem solchen Rat Einsitz nehmen würden? Ist das Vertrauen des Präsidenten in seine Basis, der potentiellen Aktienkäuferschicht, so gering?

  • Pascal Meisser

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