VELOSZENE SCHWEIZ 04/98

Der Konditor und die Frauen

Obwohl es genügend Lizenzfahrerinnen gibt, leiden die Frauenrennen oft unter geringer Beteiligung. Mit dem Frauencup will der Berner Ernst Kobel diesen Missstand beheben.

Eigentlich, so könnte man meinen, ist es um die schweizerischen Rennfahrerinnen alles andere als schlecht bestellt. Die Erfolge der letzten drei Jahre scheinen zu überzeugen: 1995 der Juniorinnen-Weltmeistertitel für Andrea Hänni, 1996 die Regenbogenkrönung für Barbara Heeb und letztes Jahr die WM-Silbermedaille für die Juniorin Nicole Brändli. Das ist bloss die eine Seite der Realität. Sagt zumindest Bäcker Ernst Kobel aus dem Emmental. "Von fünfzig lizenzierten Nachwuchsfahrerinnen fahren bloss 30 regelmässig Rennen." Er, der Vorsteher der Interessensgemeinschaft Radsport Emmental, will deshalb dieses Jahr zum ersten Mal einen Damen-Cup organisieren. Aus fünf Rennen soll diese Serie bestehen, und wer vier davon zu Ende fährt, darf Ende Saison einen kleinen Scheck abholen - als Belohnung.

"Wir wollen", sagt Kobel, "den Fahrerinnen wenigstens ein kleines Entgelt für ihre grossen Entbehrungen abgeben können." Kobel denkt da vor allem an jene Athletinnen, die beim Wechsel von der Nachwuchs- in die Elitekategorie heillos überfordert sind und sich kaum jemals in den preisberechtigten Rängen klassieren. Vorgesehen waren die Rennen in Pfaffnau, Bowil, Cham-Hagendorn, die Schweizermeisterschaft in ??? und das Kriterium in Diessenhofen, doch letzteres fiel kurzfristig aus der Wertung. Interne Zwistigkeiten haben im Thurgau dazu geführt, dass die lokalen Organisatoren die Zusage ihrer Vorgänger wieder zurückgezogen haben. Für Kobel jedoch kein Problem: "Dann führen wir den Damen-Cup eben ausschliesslich mit Strassenrennen durch." Optimismus pur herrscht bei Kobel. Das verwundert eigentlich sehr, denn die Finanzierung des ehrgeizigen Projekts dürfte vorderhand noch die grösste Schwierigkeit sein.

Eine einfache Rechnung: Minimal 50 Fahrerinnen kommen in die Wertung, die eine Prämie zwischen 50 und 100 Franken erhalten. Macht knapp 4000 Franken. Jeder Veranstalter beteiligt sich mit 800 Franken - eine verhältnismässig hohe Summe, die mit bloss vier Veranstaltern erst noch nicht ausreicht. Kobel hofft auf einen Sponsor, doch die Frauenzeitschrift "Glückspost" hat vorläufig abgesagt. Kein Wunder, nicht einmal die nationale ARiF-Meisterschaft kann sich ihr Schaffen von einem Mäzen finanzieren lassen. Und dennoch will Kobel sein Vorhaben auf "zwei bis drei Jahre" hinausplanen. Ob er bei seinem durchaus ehrgeizigen Projekt reüssiert, wird man mit höchster Wahrscheinlichkeit schon im Verlaufe dieses Jahres sehen können

Pascal Meisser

Der Nachwuchs kommt - ARiF-Serie jetzt auch für die U23

Profiteam Ericsson- Villiger vor dem Start

Järmann for President

Urs Freuler wird neuer Leiter des Zürcher Sixjours

Michi Baumgartner: ein Sturz als Karrieresprung

Bike: Ruf nach Freiheit

Macht die Tour-de-Suisse- SRB-AG Sinn?

Namen und News