Rennbericht |
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Ein Cross Country mit 100 km Anlauf (pd) Zum zweiten Mal nach 2003 hat der Thomas Frischknecht die Marathon-Weltmeisterschaften gewonnen, die heuer auch zur Euro Bike Extremes-Wertung zählen. Bei den Frauen war wie erwartet Gunn-Rita Dahle die schnellste. Schweizer Meisterin Petra Henzi erreichte den dritten Rang. Viel ist im Vorfeld über die Strecke der diesjährigen Mountainbike-Marathon-Weltmeisterschaften in Norwegen lamentiert worden. Zu flach und zu wenig anforderungsreich, lautete die häufigste Kritik der Fahrer. Tatsächlich erinnerten die 89 km zwischen Rena und der Olympiastadt Lillehammer eher an eine belgische Classic für Strassenfahrer. Breite Strassen bezeichnen in teilweise ruppigem Auf und Ab den Weg der beiden «Birkebeiner», jenen Sagen umwobenen Soldaten Torstein Skevla und Skjervald Skrukka, die im Januar 1206 unter grösster Anstrengung und Gefahr den gejagte Königssohn Haakon Haakonson vor seinen Schergen in Sicherheit gebracht hatten. Haarkonson befreite die Norweger später vom Bürgerkrieg führte sie in eine Blütezeit. Grund genug für die Norweger, die Legende 1932 in Form des Birkebeiners (der Name stammt von den Birkenrinden, welche die Soldaten als Schienbeinschoner nutzten), der ein Langlaufrennen (54 km im März) und einen Halbmarathon-Lauf (21 km im September) beinhaltet, wieder aufleben zu lassen. Seit 13 Jahren zählt auch ein Bikerennen zur Wertung, die in Norwegen unter den Volkssportlern ein ähnlich hohes Ansehen hat wie in der Schweiz der Engadin Skimarathon, der seit diesem Jahr ebenfalls eine Kombiwertung mit dem Nationalpark Bikemarathon ermöglicht. Begünstigt durch das schöne und milde Wetter nahmen im Vorfeld der Elite-Weltmeisterschaften 14000 Biker am «Birkebeinerrittet» teil. Die Vorentscheidung im WM-Rennen der Herren fiel bereits an der ersten engeren Stelle nach sechs Kilometern. Der Tempoverschärfung von Bart Brentjens folgten nur dessen Landsmann Maarten Tjallingi, Dario Acquaroli, Karl Platt und Thomas Frischknecht. Doch Tjallingi musste das Quartett bald darauf ziehen lassen, nachdem er Brentjens nach einem Reifendefekt sein Rad überlassen hatte. Keine Chance mehr aufzuschliessen, denn an der Spitze herrschte Einigkeit was die Führungsarbeit betraf. Weniger jedoch unter den Verfolgern, die aus taktischen Gründen nicht auf die Hilfe der starken Schweizer, Italiener und Holländer im Peloton zählen konnten. Als auch noch Platt mit einem Reifendefekt zurück fiel, musste die 17 km lange, fahrtechnisch wesentlich anspruchsvollere Schlussrunde den stärksten des Trios herauskristallisieren. Kaum auf dem Singletrail angekommen, griff Thomas Frischknecht an und legte in kurzer Zeit fast zwei Minuten Vorsprung zwischen sich und seinen ersten Verfolger Brentjens. Er habe nicht die Kraft gehabt, Frischknecht zu folgen, anerkannte der Holländer die Überlegenheit des Schweizers. Dritter wurde der frühere U23-Weltmeister Acquaroli. Frischknecht führte seinen Erfolg hauptsächlich auf den behutsamen Saisonaufbau zurück. Anstatt mit Weltcuprennen in Übersee bereitete er sich mit Höhentraininslager und Freeridetouren im Engadin vor. Zu Gunsten eines Dreietappenrennens in Obwalden verzichtete er auf den Start an den Europameisterschaften. Das schaffte Selbstvertrauen. «Ich fühle mich so gut wie schon lange nicht mehr. Es ist etwas Besonderes, wenn man als 35-jähriger im 16. Profijahr noch Weltmeister werden kann», freute sich Frischknecht und sprach vom bisher perfektesten Rennen seiner Karriere. Im Rennen der Frauen siegte erwartungsgemäss Titelhalterin Gunn-Rita Dahle. In gewohnter Manier legte die Norwegerin die gesamte Strecke alleine an der Spitze zurück. Einzig die Slowenin Blaza Klemencic vermochte den Abstand zur führenden unter zwei Minuten zu halten und erreichte das Ziel als zweite. Im Kampf um Platz drei zwischen der Schwedin Anna Enocsson und Schweizer Meisterin Petra Henzi behielt die Aargauerin die Oberhand und realisierte ihr bisher wertvollstes Resultat an internationalen Titelkämpfen. Resultate: 1. Gunn-Rita Dahle (No) 109 km in 4:05:18 2. Blaza Klemencic (Slo) 1:43 3. Petra Henzi (Sz) 2:25 4. Anna Enocsson (Swe) 2:46 5. Pia Sundstedt (Fi) 4:15 6. Daniela Louis (Sz) 7:40 7. Esther Süss (Sz) 10:56 8. Irina Kalentieva (Rus) 10:57 9. Martina Deubler (De) 11:03 10. Paola Pezzo (It) 11:27 1. Thomas Frischknecht (Sz) 116 km in 3:52:01 2. Bart Brentjens (Ho) 1:43 3. Dario Aquaroli (It) 2:50 4. Riis Peter Anderson (Dä) 5:42 5. Ralph Näf (Sz) 5:58 6. Karl Platt (De) 6:05 7. Marco Bui (It) 6:34 8. Thomas Dietsch (Fr) 6:47 9. Andreas Kugler (Sz) 7:05 10. Yader Zoli (It) 8:18 Ausführliche Rangliste: Link Zwischenstand Euro Bike Extremes (4/5): Link |