Zahlreiche WM-Titelanwärter am Grand Raid BCVS
Holt sich Europameister Andreas Seewald (De) am kommenden Samstag den zweiten WM-Titel am Grand Raid BCVS? Oder können Samuele Porro, Leonardo Paez oder gar der Romand Alexandre Balmer oder der Sigriswiler Hansueli Stauffer dem Deutschen die Stirn bieten? Bei den Frauen gehört Schweizermeisterin und Vorjahressiegerin Irina Lützelschwab zu den Favoritinnen
Nur schon die nackten Zahlen des Grand Raid BCVS sind mit 125 km und 5025 Höhenmetern respekteinflössend. Wobei der längste und härteste Ansteig erst bei km 98 kurz vor Eison beginnt und am Schluss mit einem für die Spitzenfahrer rund 13-minütigen, supersteilen Berglauf auf den knapp 2800 Meter hohen Pas de Lona endet. Hier ist aber noch nicht Schluss. Es gilt nochmals 150 fiese Höhenmeter auf das Basset de Lona zu überwinden, ehe die rasante, zwölf Kilometer lange Abfahrt ins Ziel nach Grimentz folgt. Aufgrund der anspruchsvollen Topografie und einer Rennzeit bei idealen Bedingungen von knapp unter sechs Stunden wird es an dieser WM keine Zufallssieger geben. Erfahrung mit derart langen Wettkämpfen auf grosser Höhe und auch läuferische Fähigkeiten sind ebenso rennentscheidend wie Topform und Rennglück.
Andreas Seewald erfüllt die physischen Anforderungen und er hat Erfahrung. Am letzten Samstag hat er den Nationalpark Bike-Marathon und zuvor die Eiger Bike Challenge gewonnen, befindet sich somit in Topform. Der mehrmalige Deutsche Meister startet am Samstag in Verbier als Vorjahressieger und ist auf dem Parforceritt nach Grimentz seit 2021 ungeschlagen. Insgesamt hat er den Wettkampf mit 2018 schon fünf Mal für sich entscheiden können. Mehr Siege hat nur Urs Huber mit sechs, zuletzt 2019. Der Zürcher wird bei seinem Abschiedsrennen ein letztes Mal versuchen, Seewald die Stirn zu bieten. Wie seine Landsleute Hansueli Stauffer, Marc Stutzmann, Schweizer Meister Casey South und Alexandre Balmer, die zum erweiterten Favoritenkreis gehören.
Leonardo Paez als Joker?
Interessant ist, wer Seewald als härtesten Konkurrenten einstuft: «Der Kolumbianer Hector Paez, der mich am Weltcup auf grosser Höhe in Andorra geschlagen hat. Auch Marc Stutzmann traue ich etwas zu. Aber ich denke, mit dem WM-Status wird der Grand Raid heuer ein komplett anderes Rennen werden.» Nicht erwähnt hat Seewald, dass Paez bereits 43-jährig ist sowie die starken Italiener Samuele Porro (Sieger 2017), Fabian Rabensteiner und Andrea Siffredi, der Tscheche Martin Stosek, die Franzosen Axel Roudil-Cortinat und Hugo Drechou, der Spanier Martin Bou und der Belgier Frans Claes.
Bei den Frauen hat Schweizer Meisterin Irina Lützelschwab letztes Jahr am Grand Raid die französische Meisterin Margot Moschett und die italienische Meisterin Claudia Peretti klar in die Schranken gewiesen. Ebenso die drittplatzierte Janina Wüst. Die zweitplatzierte Alessia Nay fällt verletzungsbedingt aus. Mit Cape Epic-Siegerin Vera Looser (Nam), Rosa van Doorn (Ho) und der Deutschen Adelheid Morath starten weitere Marathon-Spezialistinnen mit realistischen Sieg- und Medaillenchancen. Gespannt sein darf man ausserdem auf die Leistung der Baslerin Anna Weinbeer. Die Newcomerin war als Fun-Fahrerin überraschend die schnellste Frau overall am Black Forest Ultra Bike-Marathon in Kirchzarten und hat als Siegerin der Eiger Bike Challenge der Zweitplatzierten über eine halbe Stunde abgenommen. Aber wie eingangs erwähnt: Der Grand Raid BCVS ist ein anderes Kaliber.
Die Startzeiten
Samstag, 6. September
6.40 Uhr, Start WM-Rennen Männer über 125 km/5025 Hm, Verbier
6.45 Uhr, Start WM-Rennen Frauen über 125 km/5025 Hm, Verbier
6.50 Uhr, Start Allgemein über 125 km/5025 Hm, Verbier
6.30 Uhr, Nendaz, 93 km
6.15 Uhr, Hérémence, 68 km
7.30 Uhr, Evolène, 37 km
Ab 11.45 Uhr, Zieleinfahrt Grimentz
14.30 Uhr, WM-Siegerehrungen