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Bericht
5. Lauf Bike Marathon Classics
Grand Raid BCVS, Verbier - Grimentz
Samstag, 19. August 2023

Deutscher Doppelsieg am Grand Raid BCVS

David Gysling schaffte in einem Hitchcock-Finale beinahe die Sensation. Erst auf der letzten Abfahrt wurde der Walliser von Vorjahressieger Andreas Seewald eingeholt und auf den zweiten Platz verwiesen. Dritter wurde Bike Marathon Classics-Leader Hansueli Stauffer.  Bei den Frauen war die Deutsche Stefanie Dohrn eine Klasse für sich. Zweite wurde die Französin Estelle Morel vor Vorjahressiegerin Claudia Peretti aus Italien.

Nach seinem ersten Angriff am Mandelon, der noch nicht von Erfolg gekrönt war, hat David Gysling auf dem letzten Streckenfünftel bei km 100 in der langen und harten Schlusssteigung von Eison auf den Pas de Lona seine Stärke am Berg ausgespielt und erneut die Führung übernommen. Auf den anstrengenden 11 km mit 1150 Höhenmetern konnte er bis nach L`A Vieille 2:30 Minuten Vorsprung auf seinen ersten Verfolger, den Vorjahressieger Andreas Seewald herausfahren. Dann kam das Piece de Resistance, der für die Spitzenathleten rund 12-minütige Fussmarsch auf den Pas de Lona. Alleine in dieser Passage vermochte der frühere Bergläufer Seewald den Rückstand wieder auf 1 Minute zur verkürzen. Würde dem fahrtechnisch nicht überragenden Gysling diese Marge reichen, um den Sieg über das Basset de Lona die 1200 Tiefenmeter hinunter bis ins Ziel zu bringen?

Es reichte nicht. Der frühere zweimalige Marathon-Weltmeister Seewald erreichte das Ziel im Grimentz zum vierten Mal als Sieger. Gysling büsste auf den letzten Kilometern noch 96 Sekunden auf den deutschen Bikemarathon-Meister ein. Im Ziel wusste der Walliser aus Saxon zunächst nicht, ob er nun lachen oder weinen sollte. Er sagte: «Da ich kein besonders guter Abfahrer bin, war mir bewusst, dass ich für die Schlussabfahrt mindestens 2 Minuten Vorsprung brauchte, um gegen Seewald eine Chance zu haben. Dass es deswegen nicht für den Sieg gereicht hat, beschäftigt mich jetzt aber doch ein bisschen. Auch wenn ich mich nicht schämen muss, hinter Seewald Zweiter geworden zu sein. Es ist mein bisher wertvollstes Ergebnis.» In der Vorwoche hatte Gysling mit dem Gewinn der SM-Bronzemedaille an der Eiger Bike Challenge seine Ambitionen angekündigt.

Als Dritter erreichte Bike Marathon Classics-Leader Hansueli Stauffer das Ziel. Der Sigriswiler festigt damit seine Leaderposition in der nationalen Bikemarathon-Rennserie. Der Gesamtsieg wird ihm damit am Finale Ende September in Einsiedeln nicht mehr zu nehmen sein. Stauffer kam aber nicht ohne Krise über die Distanz. Er sagte: «Nach dreieinviertel Stunden spielte ich mit dem Gedanken, aufzugeben. Gysling hatte das Tempo derart verschärft, dass ich zwei Minuten zurücklag.» Mit verpflegen und sich selber gut zureden, schöpfte Stauffer neue Motivation. In Evolène hatte er den Kontakt zu den Führenden wieder hergestellt. «Mit dem dritten Platz bin ich megazufrieden. Es ist der erste Podestplatz am Grand Raid», so Stauffer.  

Bei den Frauen löste sich Stefanie Dohrn bei Rennhälfte vom Rest. In Hérémence hatte die Deutsche bereits 1:13 Minuten Vorsprung, den sie kontinuierlich ausbaute. Auf dem Mandelon lag die zweitplatzierte Estelle Morel bereits über 6 Minuten zurück; auf dem Pas de Lona waren es bereits knapp 10 Minuten. Mit deutlichem Abstand auf der dritten Position folgte Vorjahressiegerin Claudia Peretti. Im Vorjahr hatte Dohrn in Grimentz noch den vierten Platz erreicht – wie Mallory Barth, die beste Schweizerin in diesem Jahr.

Resultate  / Classics-Wertung
Männer (125 km): 1. Andreas Seewald (De) 6:04:37. 2. David Gysling (Saxon) 1:36. 3. Hansueli Stauffer (Sigriswil) 5:24. 4. Jakob Hartmann (De) 9:07. 5. Urs Huber (Mettmenstetten) 10:14. 6. Alban Lakata (Ö) 12:19. 7. Simon Stiebjahn (De) 17:59. 8. Manel Pliem (Ö) 18:19. 9. Sebastien Reichenbach (Crans, VD) 19:14. 10. Frans Claes (Be, Gunten) 20:19.

Frauen (125 km): 1. Stefanie Dohrn (De) 7:41:44. 2. Estelle Morel (Fr) 10:45. 3. Claudia Peretti (It) 24:00. 4. Mallory Barth (Eschert) 27:46. 5. Margot Moschetti (Fr) 48:07.

Die 6 Läufe der Bike Marathon Classics
#1 Raid Evolénard FMV, Sonntag, 18. Juni 2023, Evolène
Sieger/Leader: Martin Fanger/Estelle Morel
#2 BerGiBike, Sonntag, 2. Juli 2023, Bulle
Sieger/Leader: Hansueli Stauffer/Stefanie Zahno
#3 Summer Bike, 16. Juli 2023, Château-d`Oex
Sieger: Martin Fanger/Paula Gorycka (Pol)
Leader: Hansueli Stauffer/Alexandra Zürcher
#4 Eiger Bike Challenge, Samstag, 12. August 2023, Grindelwald
Sieger: Marc Stutzmann/Alexandra Zürcher
Schweizer Meister: Marc Stutzmann/Irina Lützelschwab
Leader: Hansueli Stauffer/Alexandra Zürcher
#5 Grand Raid BCVS, Samstag, 19. August, Verbier – Grimentz
Sieger: Andreas Seewald (De)/Stefanie Dohrn (De)
Leader: Hansueli Stauffer/Alexandra Zürcher
#6 BikeSide MTB-Festival, Sonntag, 24. September 2022, Einsiedeln

Sechs Prüfungen zählt die Bike Marathon Classics, die seit 1996 besteht. Auf den maximal 511 Kilometern gilt es mit dem Mountain Bike kraftraubende 19`971 Höhenmeter in den schönsten Bergregionen der West- und Zentralschweiz sowie im Wallis zurückzulegen. Höhepunkt ist auch im übertragenen Sinn der Showdown am 1990 erstmals ausgetragenen Grand Raid BCVS. Der 125 Kilometer lange Höllenritt im Wallis zwischen Verbier und Grimentz gilt weltweit als ältestes Mountainbike-Marathonrennen und führt als letzte Steigung vor dem Ziel über den knapp 2800 Meter hohen Pas de Lona, der die insgesamt 5025 Höhenmeter komplettiert. Mit bis zu 3000 Fahrer:innen ist der Grand Raid die  teilnehmerstärkste Prüfung innerhalb der Classics, gefolgt vom BikeSide MTB Festival in Einsiedeln, bei dem rund 2000 Fahrer:innen starten. Als Schweizer Meisterschaft gilt 2023 die Königsdistanz der legendären Eiger Bike Challenge in Grindelwald, die heuer ihr 25-jähriges Bestehen feiert. Ins Goldene Buch der Classics eigetragen haben sich Fahrer:innen von Weltruf, wie die Marathon-Weltmeister Christoph Sauser, Thomas Frischknecht, Ralph Näf, Alban Lakata und der fünfmalige Schweizermeister und siebenmalige Serien-Gesamtsieger Urs Huber; bei den Frauen die Marathon-Weltmeisterinnen Esther Süss, Jolanda Neff und Ramona Forchini.