Alle Vorkehrungen für einen spannenden Titelkampf sind getroffen
Wegen des Corona-Virus könnte es am Samstag am Nationalpark Bike-Marathon zu den spannendsten Schweizer Meisterschaften seit Jahren kommen.
Das Coronavirus ist für Mountainbike-Rennveranstalter Fluch und Segen zugleich, wie das Beispiel des Nationalpark Bike-Marathons zeigt. Ein Fluch ist das umfangreiche Sicherheitskonzept, das die Bedingung war, damit der Wettkampf am kommenden Samstag überhaupt von den verschiedenen Instanzen bewilligt wurde. Damit einher ging eine Teilnehmerbeschränkung auf 1000 Bikerinnen und Biker. OK-Präsident Claudio Duschletta konnte denn auch bereits Ende August bekanntgeben, dass alle Startplätze vergeben sind, was nicht erstaunt. Normalerweise lockt der grösste Bündner Bike-Anlass 2000 Sportlerinnen und Sportler ins Engadin. Knifflig war für Duschletta die Aufteilung des Kontingents auf die verschiedenen Startorte: In Scuol über die Maximal- bzw. SM-Distanz starten nun 413, in Zernez 230 und in S-chanf 357 Fahrerinnen und Fahren. Ein Drittel der in S-chanf startenden Teilnehmer fahren in der Kategorie Gross und Klein, sind also hauptsächlich Familien.
Da auf den Abstecher nach Italien verzichtet werden muss, gibt`s heuer keine Starts ab Fuldera und Livigno. Anstelle der 137-km-Fahrt um den Schweizer Nationalpark wurde eine neue Strecke konzipiert, die künftig auch als Schlechtwetter-Alternative dienen soll. Dann, wenn sich beispielsweise wieder mal eine Schlechtwetterfront ankündigt wie 2011 und 2018, als eine Fahrt über den Chaschaunapass verunmöglicht wurde. Sie führt vom Unterengadin ins Oberengadin und von dort auf der bewährten Putèr-Strecke von S-chanf wieder zurück nach Scuol; insgesamt 108 km und 2700 Hm. Die mittlere Strecke beginnt in Zernez und führt über 78 km und 1500 Hm nach Scuol. Einzig die Putèr-Strecke (47 km/870 Hm) bleibt unverändert.
Sportlich gesehen, ist die künstliche Verknappung der Startplätze ein Segen. Sie zieht Crosscountry-Weltcupfahrer an, die bisher wegen des dichten Rennkalenders keine Zeit für den Nationalpark Bike-Marathon gehabt haben. Fahrer wie Andri Frischknecht, Andrin Beeli, Lukas Flückiger, Simon Vitzthum, Casey South und Martin Fanger, die auch schon bei anderen namhaften Rennen Erfolge feiern konnten. Fanger zuletzt vor Wochenfrist am O-Tour-Bike-Marathon, als er im Sprint den arrivierten Spezialisten und Schweizer Meister Urs Huber schlug, der am Samstag in Scuol seine sechste Goldmedaille anstrebt. Die Marathon-Cracks müssen also auf der Hut sein. Zumal auch eine Reihe starker ausländischer Fahrer wie der frühere Marathon-Weltmeister Alban Lakata, sein österreichischer Landsmann Daniel Geismayr oder der Deutsche Andras Seewald für eine Eigendynamik des Wettkampfes sorgen könnten. Schwierig macht eine Prognose für den Rennausgang ausserdem, dass der superharte Anstieg zum Chaschaunapass, der bisher die Spreu vom Weizen getrennt hat, fehlt. Nach einer Besichtigung der neuen Strecke beurteilt sie Urs Huber als eher leicht, was dem Fan von anspruchsvollen Parcours nicht unbedingt entgegenkommt. Sein Glück ist, dass wegen der Teilnehmerbeschränkung noch etwa drei Dutzend Elitefahrern, die sich zu spät angemeldet hatten, keine Starterlaubnis erteilt werden durfte.
Bei den Frauen startet Ariane Lüthi als Titelverteidigerin. Neben der siebenmaligen Schweizer Meisterin Esther Süss und Andrea Ming, die in den letzten Jahren regelmässig die SM-Medaillen unter sich ausgemacht hatten, ist auch Jacqueline Schneebeli ein Spitzenresultat zuzutrauen. Die letztjährige Crosscountry-Juniorenweltmeisterin hat bereits im ersten Jahr als U23-Fahrerin mit dem Gewinn des Radquer- und des Crosscountry-SM-Titels auf Anhieb Ausrufezeichen gesetzt. Auch am Swiss-Epic hat Schneebeli mit guten Resultaten auf sich aufmerksam gemacht.
Die Startzeiten:
7:15 Uhr in Scuol, Vallader-Alternativstrecke (SM), 108 km
9:30 Uhr in Zernez, Jauer-Alternativstrecke, 78 km
13 Uhr in S-chanf, Putèr-Strecke, 47 km
ab 11 Uhr, Zieleinläufe
13 Uhr, Siegerehrung Schweizer Meisterschaften