Letzter Formtest für die Weltmeisterschaft
Der O-Tour-Bike-Marathon am Sonntag ist auch Schweizer Meisterschaft und letzter Formtest für die WM im Wallis. Das lockt zahlreiche Spitzenfahrer. Der Obwaldner Martin Fanger rechnet deshalb bestenfalls mit einem dritten Platz.
Urs Huber hält sich derzeit wieder öfter in seiner Apfelbaumplantage im aargauischen Jonen auf. Bald steht die Ernte bevor. Für den gelernten Landwirt und viermaligen Bike-Marathon-Schweizermeister ist die Arbeit an den Obstbäumen der perfekte Ausgleicht zum Sport, wo der 34-Jährige derzeit auf eine bisher beispiellose Siegserie zurückblickt. Begonnen hatte diese jedoch mit einer grossen Enttäuschung. An der Bike-Transalp raubte ihm ein technischer Defekt auf der letzten Etappe den sicher geglaubten Gesamtsieg. Doch nur eine Woche später erhob sich Huber wie Phönix aus der Asche. Im Wochentakt gewann er seither die Marathon-Klassiker M3 im Montafon, das Ischgl Ironbike, die Eiger Bike Challenge, den Grand-Raid und den Nationalpark Bike-Marathon. Das zeigt: Huber hat nicht nur physisch, sondern auch mental an Stärke gewonnen. An der O-Tour ist der Mettmenstetter der grosse Favorit. Er sagt: «Ich bin der Titelhalter. Da darf man den Sieg erwarten.» Im letzten Jahr vermochte ihn nur ein Defekt in der Abfahrt vom Ächerlipass vom vierten Triumph in Alpnach abzuhalten. So kam Hansueli Stauffer zu seinem ersten O-Tour-Sieg. Dritter wurde erneut Martin Fanger.
Der Obwaldner, der in Genf lebt, hat sich intensiv auf den Marathon-Titelkampf vorbereitet und dazu sein Crosscountry-Training umgestellt. Er sagt: «Ich bin sehr zufrieden mit dem Trainingsverlauf. Der Sieg am France-Cup in der Bretagne vor knapp drei Wochen war gut fürs Selbstvertrauen.» Die letzten Trainings habe er nicht mehr gesplittet, um auf der Langdistanz bestehen zu können. Auch beim Material lässt sich Fanger nicht mehr auf Tests hinaus. Im Vorjahr hatte er auf der fahrtechnisch anspruchsvollen 86-km-Runde über die Anhöhen um Alpnach noch auf ein vollgefedertes Mountainbike gesetzt. Das hätte ihm vor allem bergab einen Vorteil verschaffen sollen. Doch das höhere Gewicht gegenüber einem Hardtail-Bike ohne Hinterradfederung bremste ihn bergauf. Deshalb nimmt er diesmal wie seine Konkurrenten ebenfalls ein Hardtail. Vom Sieg wagt er dennoch nicht zu träumen. Huber und Stauffer seien starke Gegner, das habe er bereits in den beiden Vorjahren merken müssen. «Ich rechne bestenfalls mit einem dritten Platz», schätzt Fanger seine Chancen ein.
Neben Huber, Vizeschweizermeister Stauffer und Fanger ist auch von Marc Stutzmann, dem O-Tour-Sieger von 2017, und dessen Teamkollegen und Newcomer Michael Stünzi, sowie von Andreas Moser ein gutes Resultat zu erwarten. Ungewiss ist, wie sich Konny Looser schlagen wird. Der Schweizermeister 2017 kämpft derzeit wieder mit einem Beinarterienproblem. Wahrscheinlich ist, dass es zu einem Rennen im Rennen kommen wird, mischen auch noch starke Ausländer wie der Belgier Frans Claes oder der Italiener Riccadro Chiarini an der Spitze mit. Gespannt sein darf man ausserdem auf die Leistung von Casey South, der erstmals an der O-Tour startet. Vor zwei Wochen hat der erst 21 Jahre junge Schweiz-Australier zusammen mit seinem Teampartner Noah Blöchlinger des Swiss Epic überraschend im zweiten Rang beendet und dabei namhafte Langstreckenspezialisten hinter sich gelassen.
Bei den Frauen kommt es zum Duell zwischen der siebenmaligen Schweizermeisterin Esther Süss und Ariane Lühti, die den Titel bisher dreimal gewinnen konnte. Als weitere Medaillenanwärterinnen sind die Romande Florence Darbellay und die Edlibacherin Andrea Ming im Rennen. Ob sie allerdings an der Littauerin Katazina Sosna vorbeikommen, die vor einer Woche überlegen den Nationalpark Bike-Marathon gewonnen hat, wird sich am Sonntag zeigen.
Die Startzeiten:
7.45 Uhr, Damen lizenziert, 86 km
07.46 Uhr, Damen Marathon Fun, 86 km
08.00 Uhr, Herren lizenziert, 86 km
08.01 Uhr, Herren Fun, 86 km
08.25 Uhr, Start Halbmarathon Damen und Herren (alle), 45 km
08.50 Uhr, Start E-Mountainbike Halbmarathon Damen und Herren (alle), 45 km
09.00 Uhr, Start EasyMarathon/Team4Fun, 37 km
10.15 Uhr, Zieleinfahrt Halbmarathon
11.45 Uhr, Zieleinfahrt Marathon