34. GP Osterhas, 30. März 2013

Zu grosszügiger Winter am GP Osterhas

Nicolas Winter machte Geschenke und wurde um zwei Punkte geschlagen

Das garstige Wetter am Ostersamstag setzte Fahrern und Organisatoren des GP Osterhas zu. Das Gros des Publikums blieb aus. Bedauerlich, denn trotz Dauerregen und kühlen Temperaturen wurde erneut hochkarätiger Radsport geboten.

Fast wäre der Grand Prix Osterhas in der Hauptkategorie wieder zum Festspiel des überlegenen Radteams Altas-Personal/Jakroo geworden. Im Vorjahr hatten die Vertreter der einzigen Schweizer Kontinentalmannschaft mit den Gegnern noch Katz und Maus gespielt und am Schluss gleich sämtliche drei Podestplätze gewonnen. Doch die Unerfahrenheit der diesmal eingesetzten Fahrer und das Swiss-Cycling-Reglement bremsten das Radteam von Ueli Schumacher diesmal aus – teilweise zumindest.

In der Elite-Kategorie hätte es Altas-Fahrer Nicolas Winter in den Beinen gehabt, den Sieg zu erringen. Früh war er im Rundstreckenrennen, das wegen der garstigen Bedienungen von 100 auf 80 Runden verkürzt wurde, zusammen mit Hörmann-Fahrer René Lang ausgerissen. Brüderlich teilten sich die beiden Kontrahenten die Führungsarbeit und lagen punktemässig bald uneinholbar in Führung. Die Eigenheit des Affoltemer Radkriteriums ist, dass es nach jeder Runde Punkte zu gewinnen gibt, während bei herkömmlichen Radrennen einzig der Zieleinlauf zählt.

Lang zog nicht den Kürzeren

An der Strecke rief Schumacher Winter immer wieder zu, er solle bei den Punktewertungen keine Geschenke machen und seinen Gegner in Schach halten. Doch Winter war zu grosszügig. Um zwei Punkte wurde er in der Endabrechnung von Lang geschlagen. René Lang schaffte das, was sein älterer Bruder Primin während Jahren in Affoltern versucht, jedoch nie erreicht hatte: der Sieg am GP Osterhas. Viermal stand Pirmin Lang als zweiter in Affoltern auf dem Podest – zuletzt im Vorjahr.

Dritter wurde das Sprint-Ass Tristan Marguet. Der Romand hätte das Rennen wohl weiter vorne beendet, wäre er als Einzelfahrer nicht isoliert gewesen. Urs Huber, der einzige Elite des organisierenden Radrennclub Amt, beendete die heikle Rundenhatz über die glitschigen Bahngeleise des Affoltemer Industriequartiers vorzeitig. Um nicht den weiteren Verlauf der Saison zu gefährden, wie er anmerkte.

Das Eliterennen wäre wahrscheinlich anders verlaufen, hätte auch Atlas-Profi Claudio Imhof in der höchsten Kategorie starten dürfen. Doch Swiss Cycling «verbannte» den 22-Jährigen Aargauer ins U23-Amateure-Masters-Rennen, mit dem Hinweis, dass er sich noch nicht für die hiesige Elite-Kategorie qualifiziert habe. Imhof hatte im Vorjahr noch in Diensten des gescheiterten österreichischen Kontinentalteams «Vorarlberg» (vormals «GS Volksbank») gestanden und vorwiegend Rennen im Ausland sowie Einsätze für die Schweizer Bahn-Nationalmannschaft bestritten.

Elite langsamer als U23-Amateure

So kam es, dass unter Imhofs alleinigem Tempodiktat die Durchschnittsgeschwindigkeit im U23-Amateure-Masters-Rennen mit 41,5 km/h um fast einen Stundenkilometer höher lag als bei der Elite. Das Muster des Wettkampfs war exakt dasselbe. Fabian Kiser, im Vorjahr noch Sieger bei den Junioren, lieferte dabei sein taktisches Gesellenstück ab. Der Wettswiler initiierte eine Flucht mit Imhof. Als sich das Duo vom Rest abgesetzt hatte, musste Kiser nur noch das Hinterrad von Imhof halten, um sich überlegen den zweiten Platz zu sichern.

Beachtlich, wenn man weiss, wie wenig Kiser in den letzten drei Wochen trainiert hat. Der 19-Jährige bereitet sich derzeit intensiv auf die Lehrabschlussprüfung als Zimmermann vor. Taktisch ähnlich schlau agierte Imhofs Atlas-Teamkollege Lukas Spengler, der punktemässig zurücklag. Erst im Finale, als die Position von Imhof gesichert war, durfte sich Spengler auf die Verfolgung des Spitzenduos machen. Innert weniger Runden fuhr er die entscheidende Minute Vorsprung auf das Peloton heraus, um sich den dritten Platz zu sichern. Als bester RRC Amt-Fahrer im Feld schaffte es Michel Bravin auf den 18. Platz.

Nur einer überrundete alleine alle

Auch bei den Junioren gab es eine herausragende Einzelleistung. Diego Wendelspiess überrundete alle seine 13 Mitstreiter mindestens ein Mal im Alleingang – den letztklassierten Jens Brugger sogar achtmal innerhalb von 40 Runden. Valentin Kiser, der jüngere Bruder von Fabian, beendete den Wettkampf im vierten Platz. RRC-Fahrer Roger Aeberli wurde fünfter.

Das seit 2000 erstmals wieder ausgetragene Frauenrennen verlief ausgeglichener. Désirée Ehrler aus Steinhausen war die erfolgreichste Punktesammlerin vor Corinne Overney und Katarina Hranaiova. Marietta Knitsch, die einzige Elitefahrerin des RRC Amt, hatte kein Glück. Beim letzten der drei Stürze im Frauen-Peloton ging eine Fahrerin direkt vor ihr zu Boden. Knitsch konnte den Sturz zwar vermeiden, musste jedoch anhalten. Dabei verlor sie den Kontakt zum Feld und büsste eine Runde ein. Perfid: Wäre sie ebenfalls gestürzt oder hätte sie einen Defekt am Rad gehabt, hätte sie laut Reglement eine Runde aussetzen dürfen. So aber wurde sie 17 – obschon sie zwei Punkte ersprintet hatte. Höhepunkte aus Sicht des RRC Amt wurden in den Schülerkategorien erreicht. Bei den U15 wurde der Ottenbacher Fabian Flüeler dank beherztem Schlussspurt noch dritter. Der Hausemer Jan Tillmann erreichte bei den U11 sogar den zweiten Platz – und wurde kurz nach der Zieleinfahrt noch von einem Gegner zu Fall gebracht.  

Maximaler Spass im MiniDrome

Mit dem erstmals am GP Osterhas eingesetzten MiniDrome hat OK-Präsident Dino Rey den Nerv der Zeit getroffen. Vom Kleinkind über Mütter bis zum ehemaligen Rennfahrer schwangen sich Begeisterte in den Sattel, um ein paar Runden auf der Miniradrennbahn vis-à-vis des Festzelts zu absolvieren. Je kleiner die Teilnehmer, desto grösser die Siegchance. Etwa so konnten die Finalpaarungen beschrieben werden. Die früheren Rennfahrer Walo Rüegg, Dino Rey und René Graf hatten nicht den Hauch einer Chance gegen «Junior» Roger Aeberli und Radsportschüler Maxime Rey, die den Finallauf unter sich ausmachten. (map.)

Resultate (anklicken, wenn ausführlich gewünscht)

Elite (77,8 km): 1. René Lang (Möhlin) 1:43:49, 130 Punkte. 2. Nicolas Winter (Allschwil) 127 Pt. 3. Tristan Marguet (Thurgovie) 24. 4. Tizian Rausch (Biel-Benken) 16. 5. Michael Hofstetter (Müswangen) 11. 6. Lukas Flückiger (Ochlenberg) 9. 7. Adrien Buntschu (La Tour-de-Trême) 7. 8. Manuel Stocker (Boswil) 6. 9. Lukas Kalt (Kleindöttingen) 4. 10. Konstantin Klimiankan (Rus) 2. Aufgegeben u. a.: Urs Huber (Jonen).

U23/Amateure (77,8 km): 1. Claudio Imhof (Sommeri) 1:42:41, 169 Punkte. 2. Fabian Kiser (Wettswil) 82. 3. Lukas Spengler (Thayngen) 15. Ferner: 18. Michel Bravin (Ottenbach) 1:00 zurück. 22. Marco Riemensberger (Bonstetten) 1 Runde und 1:00 zurück. Aufgegeben u. a.: Jürg Müller (Mettmenstetten), Reto Wolf (Affoltern).

Frauen (44,25 km): 1. Desirée Ehler (Steinhausen) 1:10:02, 59 Punkte. 2. Corinne Overney (Hauteville) 42. 3. Katarina Hranaiova  (Rus) 40. Ferner: 17. Marietta Knitsch (Affoltern) 1 Rd. zurück, 2 Pt.

Junioren/U19 (34,4 km): 1. Diego Wendelspiess (Kaisten)  57:19, 68 Pt. Ferner: 4. Valentin Kiser (Wettswil) 1 Rd. zurück, 24 Pt. 5. Roger Aeberli (Aeugstertal) 16. Pt.

Anfänger/U17 (26,55 km): 1. Mario Spengler (Thayngen) 79 Pt.

Schüler/U15 (17,7 km): 1. Naoto Karrer (Winkel) 21 Pt. 3. Fabian Flüeler (Ottenbach) 15.

Schüler/U13 (13,275 km): 1. Tom Bode (De) 32 Pt. Ferner: 10. Maxime Rey (Birmensdorf).

Schüler/U11 (13,275 km): 1. Jan Christen (Gippingen) 3 Pt. 2. Jan Tillmann (Hausen) 0:53 zurück.

Pressekontakt: Martin Platter, 079 231 87 18

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