24. GP Osterhas, 14. April 2001

Erster Sieg eines RRC-Amt-Fahrers in der Junioren-Kategorie des GP Osterhas Remo Spirgi wurde seiner Favoritenrolle gerecht

Dank der Durchführung des Ehemaligen-Rennens «alte Hasen» sind samstags am 24. GP Osterhas so viele Prominente zugegen gewesen, wie noch nie. Auch in den übrigen Kategorien wurde dem zahlreich aufmarschierten Publikum spannender Radsport geboten; in der Elite-Kategorie entschied bloss ein einziger Punkt über den Sieg. Besonders erfreulich aus Ämtler Sicht war der Sieg von Junior Remo Spirgi.

Von Martin Platter

Strassenrennen zu fahren, ist ein hartes Geschäft. Das hat sich am diesjährigen GP Osterhas am Samstag wieder gezeigt. Bei Temperaturen nur knapp über dem Gefrierpunkt und eisiger Bise spulten die Akteure ihr Pensum ab. Obwohl mitten in Europa ausgetragen, hätte das Klima gut zu einer Ardennen-Classique im Westen unseres Kontinents gepasst. Zu Paris-Roubaix beispielsweise, die unter Radsportliebhabern auch masslos untertrieben «Hölle des Nordens» genannt wird. Die 105 Jahre alte «Königin der Classiques» wurde einen Tag nach dem GP Osterhas bei garstigsten Verhältnissen ausgetragen (mit Sieger Servais Knaven aus Holland), währends beim GP Osterhas wenigstens trocken blieb. Die Anfänger, Elite und «alten Hasen» konnten sogar bei Sonnenschein fahren.

Für das erste Highlight des Tages sorgte aus Ämtler Sicht Lokalmatador Remo Spirgi. Der Favorit des organisierenden Rad Renn Club Amt liess in keiner Phase des 35 Runden (31,85 km) dauernden Rennens Zweifel an seinen Siegambitionen aufkommen. Bereits nach sechs Umgängen übernahm er nach Punkten die Führung, die er bis ins Ziel nicht mehr abgab. Um kein Risiko einzugehen, lancierte der 17-Jährige Sanitärmonteur-Lehrling 13 Runden vor Schluss noch einen Vorstoss, der keiner seiner Mitstreiter konterte. Sprigi baute seine Führung auf das Peloton kontinuierlich aus und gewann solo mit 25 Sekunden Vorsprung auf den Hauptharst und überlegenem Punktevorrat von 73 Zählern; mehr als doppelt so viel, wie der Zweitplatzierte René Schibli und sogar drei Mal so viel, wie Reto Bossard als Dritter.

Freudlose Zieleinfahrt


Spirgi, der bei der Zieldurchfahrt keine Freude zeigte und auch die Hände nicht in die Höhe streckte, (worauf das Gerücht kursierte, Spirgi könne vielleicht gar nicht freihändig fahren) gab beim Siegerinterview an, dass er sehr stolz auf diesen Sieg für den Club sei. Dieser Erfolg sei wichtig für die Clubsponsoren und alle, die am GP Osterhas mitgewirkt hätten. Auf seine überlegene Fahrweise angesprochen, relativierte Spirgi, dass ihm die kalte Bise, die auf dem unteren Teil der Strecke entgegen blies, zu schaffen gemacht habe. Der Affoltemer hatte mit seinem zweiten Rang zum Saisonauftakt in Lugano die Hoffnungen auf den Sieg für einen Vertreter des organisiereden RRC Amt geweckt. Der erste für den Verein in der Kategorie Junioren.

Nicht ganz so erfolgreich war der zweite Säuliämtler Hoffnungsträger, Thomas Brändli, der im erstmals ausgetragenen Ehemaligen-Rennen der «alten Hasen» startete. Zur Gaudi der Zuschauer traten 22 frühere Radprofessionals und GP-Osterhas-Sieger zur Rundenjagt an. Vor dem Rennen war zwar vereinbart worden, dass man aufeinander warten wolle. Nach fünf von 20 Umgängen war jedoch bereits schluss mit Lustig. Unter dem Tempodiktat von Radquer-Nationaltrainer Richi Steiner reihten die Ehemaligen ein und zeigten, dass sie trotz dem einen oder anderen Zusatzballast um die Hüften noch immer gut in Form sind. Trotz grosser Nervosität und ausgeklügelten Taktikabsprachen konnte Brändli jedoch nicht reüssieren. Im letzten Sprint wurde er noch vom Ostschweizer Remo Thür abgefangen und musste sich mit Rang zwei vor Daniel Huwyler begnügen. Professionell waren jedoch noch immer die pointierten Kommentare von Brändlis Mutter Kristel. «Jetzt hat er den Sieg vergeben», meinte sie mit Kennerblick während der vorletzten Runde – und sollte Recht behalten.

Spannender Höhepunkt

Überaus spannend verlief der Höhepunkt des GP Osterhas, das Rennen der Elite. Im letzten Augenblick konnten noch die beiden Post-Swiss-Teamfahrer aus dem Kanton Zug, Martin Elmiger und Gregy Rast verpflichtet werden. Elmiger hatte in der Vorwoche das Kriterium in Näfels gewonnen. Das wussten natürlich auch seine Mitstreiter und richteten ihre Taktik kurzerhand auf die beiden «Gelben» aus. Obwohl zahlenmässig unterlegen, agierte das Duo klug: Rast begann das Rennen mit frühen Angriffen, die das Stundenmittel teilweise auf über 47 km/h ansteigen liessen. Nach 20 Runden griff Elmiger ins Geschehen ein und lancierte mit Christian Weber und Jan Brunner eine vorentscheidende Fluchtgruppe, die sich zum prestigeträchtigen Duell zwischen den beiden Profi-Teams Kia (mit Weber) und Post (Elmiger) entwickelte. Vor allem das spezielle Reglement am GP Osterhas, das den Fahrern die Möglichkeit gibt, nach jeder Runde zu punkten, stellte sich für die Post- und Kia-Fahrer als überaus kräfteraubend heraus. Sie mussten sich nicht nur gegenseitig sondern auch die restlichen Fahrer im Auge behalten. Mitstreiter, wie Alexander Aeschbach, der in der ersten Rennhälfte nicht in Erscheinung getreten war, sich mit gezielten Zwischenspurts gegen Ende des Rennen jedoch kontinuierlich auf den dritten Rang vorarbeitete.

Vor allem die letzten sieben Runden entwickelten sich zum Nervenkrieg zwischen dem führenden Weber und dem zweitplatzierten Elmiger. Immer wieder konnte der Chamer Postfahrer mit Spurtsiegen Weber in Reichweite zu halten. Weber, der den GP Osterhas bereits 1999 gewonnen hatte, konterte jedoch taktisch klug und schaffte es bereits in der 79. von 80 Runden Elmiger um 13 Punkte zu distanzieren. Elmiger gewann zwar noch den doppelt zählenden Schlussspurt, die zwölf Punkte reichten jedoch nicht mehr für den Sieg. Mit dem knappsten möglichen Vorsprung von einem Zähler musste sich Elmiger von Weber geschlagen geben, während der drittplatzierte Aeschbach mit 22 Punkten bereits deutlich zurück lag. Enttäuscht war Elmiger über sein Resultat dennoch nicht. Trotzdem er keine guten Beine gehabt habe, sei er gezwungen gewesen, viel Führungsarbeit zu leisten, da die Konkurrenten ihre Renntaktik auf ihn ausgerichtet hätten. Mehr als der zweite Rang sei aus dieser Konstellation nicht möglich gewesen, erklärte der 22-Jährige Neoprofessional. Auch Weber musste leiden, da ihm heuer nur zwei Teamkollegen zur Verfügung standen – bei seinem ersten Osterhas-Sieg vor zwei Jahren warens noch fünf.

Nicht aktiv ins Renngeschehen eingreifen konnten die Elitefahrer des RRC Amt. Immerhin gewann Philipp Weingartner zwei Wertungspunkte und sicherte sich den 27. Rang von 42 Klassierten. Gar nicht in Erscheinung zu treten vermochten die RRC-Fahrer in den übrigen Kategorien. Höchste Zeit also um zu trainieren! Die Rundenhatz geht am Donnerstag in der Affoltemer Industrie weiter. Dann steht das erste RRC-Abendrennen 2001 auf dem Programm, weitere werden an den folgenden Donnerstagen ausgetragen.

Resultate:

Elite: 1. Christian Weber (Kia) 72,8 km in 1:38:45 (44,232 km/h) 53 Punkte. 2. Martin Elmiger (Post Swiss Team) 52 Pt. 3. Alexander Aeschbach (Team Atzmännig) 22 Pt. 4. Philippe Schnyder (Kia) 21. 5. Peter Jörg (Team Atzmännig) 19. 6. Jörg Strauss (Kewa Rad) 18. 7. Sascha Urweider (GS Schaller) 17. 8. Jan Brunner (GS Hörmann) 16. 9. Giuseppe Atzieni (Team Atzmännig) 13. 10. Stefan Felder (GS Hörmann) 12. Ferner die Ämtler: 27. Philipp Weingartner (RRC Amt) 2. Klassiert: 42.
Amateure/Masters: 1. Armin Beeler (VMC Rothenthurm) 45,5 km in 1:04:40 (42,216 km/h) 29. 2. Gilbert Obrist (Team Mephisto) 27. 3. Ueli Gerber (VC Bärau) 22. Ferner die Ämtler: 21. Reto Wolf (Obfelden) 4. 41. Geri Felsberger (RRC Amt). 43. Roger Tillmann (Hausen). Klassiert: 48.
Junioren: 1. Remo Spirgi (RRC Amt) 31,85 km in 48:34 (39,348 km/h) 73 Punkte. 2. René Schibli (RV Uster) 0: 25 zurück, 32 Pt. 3. Reto Bossard (Fischingen) 24 Pt. Klassiert: 31.
Anfänger: 1. Cornelius Häring (VC Kaisten) 22,75 km in 35:22 (38,595 km/h) 28. Ferner die Ämtler: 36. Florian Stutz (RRC Amt) 3 Runden Rückstand. Klassiert: 36.
Schüler Jg. 87: 1. Robin Traber (RRG Weinland) 18,2 km in 31:37 (34,538 km/h) 30. Klassiert: 18.
Schüler Jg. 88: 1. Michael Baer (RMV Cham-Hagendorn) 13,65 km in 25:20 (32,329 km/h) 44. Ferner die Ämtler: Fabian Fässler (RSS Amt). Klassiert: 17.
Schüler Jg. 89/90: 1. Ivan Boutellier (SJR Gansingen) 9,1 km in 17:36 (31,022 km/h). Klassiert: 16.
Alte Hasen: 1. Remo Thür (Berneck) 18,2 km in 29:23 (37,163 km/h) 15. 2. Tom Brändli (RRC Amt) 12. 3. Daniel Huwyler (Villigen) 11. Klassiert: 22.