Bikemarathon-SM in Scuol: Die Helden von 2011 fehlen
Am kommenden Samstag zählt der Nationalpark Bike-Marathon zum zweiten Mal nach 2011 als Schweizer Meisterschaft. Die damaligen Sieger, Urs Huber und Milena Landtwing, fehlen jedoch. Das macht den Titelkampf besonders spannend.
Im 13. Jahr seiner Sportkarriere als Bike-Profi ist Urs Huber von einer beispiellosen Pechsträhne heimgesucht worden. Am Grand Raid im Wallis stürzte der dreimalige Marathon-Schweizermeister am letzten Samstag in Führung liegend und brach sich das Schlüsselbein. Es war der traurige Höhepunkt einer ganzen Serie von Pleiten, Pech und Pannen, die den 32-jährigen Zürcher dazu bewog, die Saison vorzeitig zu beenden.
Das öffnet das Feld für eine ganze Reihe von Mitstreitern, die Huber als Titelhalter nur zu gerne ablösen wollen. Als gute Referenz für die Favoritenschau hat sich in der Vergangenheit das Klassement des Grand Raid erwiesen; ebenfalls ein Langstreckenrennen wie jenes um den Nationalpark, jedoch etwas kürzer (125 anstatt 137km) aber mit 1000 Höhenmetern mehr (5000 anstatt 4000) dennoch härter. Eine Woche Erholungszeit genügt den besten Berufsfahrern in der Regel, um wieder zu Kräften zu kommen. Demnach wird es voraussichtlich zu zwei Wettkämpfen innerhalb des Nationalpark Bike-Marathons kommen: um den Rennsieg und um die Schweizer Meisterschaft. Als Topfavorit hat sich im Wallis nämlich Samuele Porro empfohlen, der den Grand Raid auf Anhieb gewinnen konnte. Der Italiener kennt die 137-km-Strecke um den Schweizer Nationalpark, war im letzten Jahr bereits Fünfter geworden. Damals lagen nur Daniel Geissmayr (Ö), Jochen Käss (De), Alban Lakata (Ö) und Sieger Urs Huber vor ihm. Aus diesem Quartett startet diesmal nur der Vorjahresdritte Käss.
Das lenkt den Fokus auf die Schweizer Medaillenanwärter. Mit Spitzenresultaten innerhalb der Garmin Bike Marathon Classics empfohlen haben sich neu der Romand Adrien Chenaux und der Berner Marc Stutzmann. Garmin-Leader Chenaux überraschte seine Mitstreiter mit dem Auftaktsieg am BerGiBike, das von seiner Heimatstadt Fribourg über die Anhöhen des Greyerzerlandes nach Bulle führt. Der frühere Strassenfahrer, der erst das zweite Jahr Bike-Marathons bestreitet, doppelte mit dem zweiten Rang an der Eiger Bike Challenge nach, wo Huber in Führung liegend nach einem Sturz mit Bikerahmenbruch ausschied. So kam Marc Stutzmann zu seinem bisher bedeutendsten Triumph als Marathon-Biker. Der bald 26-Jährige aus Rüfenacht bei Bern hat wie der gleichaltrige Chenaux die Raddisziplin gewechselt, Stutzmann jedoch vom Crosscountry zum Marathon. Zu den Titelaspiranten zählen ausserdem Hansueli Stauffer, der in den letzten beiden Jahren SM-Silber und –Bronze gewonnen hatte; dazu seine Teamkollegen Konny Looser, Oliver Zurbrügg und Jérémy Huguenin.
Bei den Frauen ist nach wie vor Esther Süss die Topfavoritin. Für die 43-jährige Aargauerin, die sich nach einem Abstecher in die Disziplin Crosscountry wieder ganz auf Marathon konzentriert, wäre es bereits der siebte nationale Marathon-Titel. Man darf gespannt sein, ob die überraschende Grand-Raid-Siegerin Florence Darbellay ihren Schwung ins Engadin mitnehmen kann. Im Vorjahr erreichte die Romande im Scuol den dritten Platz – hinter der inzwischen zurückgetretenen Nadia Walker und der Bernerin Cornelia Hug. Hug feierte 2016 am Nationalpark Bike-Marathon ihren ersten Triumph als Elitefahrerin und hat entsprechend gute Erinnerungen an die anspruchsvolle Runde, die landschaftlich und bezüglich Sigletrail-Anteil die schönste innerhalb der fünf Läufe zählenden Garmin Bike Marathon Classics ist. Hug ist wie Chenaux mit einem Sieg am BerGiBike so gut wie noch nie in die Serie gestartet, erlebte am zweiten Lauf in Grindelwald jedoch nicht ihren besten Tag und erreichte hinter Esther Süss und Ariane Lüthi das Ziel als Dritte, behauptete aber ihr Leadertrikot. Lüthi tritt in Scuol als Titelverteidigerin an, fährt in dieser Saison bisher aber noch ihrem gewohnten Rendement hinterher. Milena Landtwing, die Schweizermeisterin von 2011, ist Ende letzter Saison zurückgetreten.
Die Startzeiten: 7 Uhr in Scuol: 137 km, für alle übrigen drei Distanzen ab Fuldera, Livigno und S-chanf gelten flexible Startzeiten.