Bericht
Nationalpark Bike-Marathon, Scuol
Samstag, 27. August 2022

Urs Huber macht das halbe Dutzend voll

Trotz Wetterkapriolen ist es am Nationalpark Bike-Marathon wie erwartet zum Zweitkampf zwischen Urs Huber und dem Italiener Marco Rebagliati gekommen, den Huber für sich entschied. Bei den Frauen gewann ebenfalls nicht überraschend Alexandra Zürcher vor Alessia Nay und Melinda Bär.

Hektik herrschte vor dem Start des 21. Nationalpark Bike-Marathon, zugleich der letzte unter der Ägide von Claudio Duschletta. Fraesy Föhn wird ihn ablösen und erhielt bereits Anschauungsunterricht, was so alles auf einen OK-Präsi zukommen kann. Ergiebige Regenfälle im Val Mora hatten zu Murgängen geführt, die auch den Parcours der Nationalpark-Umrundung tangierten. Doch die zahlreichen Helfer leisteten ganze Arbeit. Duschletta konnte die 141-km-Königsdistanz, die Vallader-Strecke, nach einer fast komplett durchwachten Nacht mit 45-minütiger Verspätung um 8 Uhr freigeben. Und auch die Jauer-FahrerInnen, die aus dem Münstertal starten, konnten um 9.30 Uhr auf ihre Nationalpark-Umrundung geschickt werden.

Die meisten Spitzenfahrer liessen sich von der Verzögerung nicht aus dem Takt bringen. Nachdem Co-Favorit Samuele Porro kurzfristig krankheitsbedingt abgesagt hatte, sprang dessen italienischer Landsmann Marco Rebagliati in die Bresche und an Hubers Hinterrad, als dieser die Pace in der brutalen Steigung zum Haupthindernis des Tages, dem Chaschauna-Pass bei km 75 erhöhte. Das Duo harmonierte bis nach Lavin perfekt. Wie in einem Paarzeitfahren konnten die zwei auf dem zunächst abfallenden Parcours zurück im Engadin die weiteren Konkurrenten auf Distanz halten.

Pech hatte der Bündner Andrin Beeli, der den Kontakt zu seinen beiden Mitstreitern in Zernez beinahe wettmachen konnte. Aber eben nur beinahe. Alleine im Wind hatte er so viel Kraft verbraucht, dass er die letzten 30 Meter nicht mehr zufahren konnte. Huber/Rebagliati entschwanden kurz darauf aus dem Blickfeld Beelis, der darauf zurückfiel und das Ziel als Fünfter erreichte. In Lavin machte Huber kurzen Prozess mit Rebagliati. Mit einem trockenen Antritt in der Steigung nach Ardez distanzierte er den Italiener und fuhr in Scuol mit 3:21 Minuten Vorsprung zum sechsten Mal als Sieger ein – so oft wie vor ihm noch keiner. Dritter wurde überraschend der Finne Toni Tähti vor dem Deutschen Felix Fritzsch und Beeli.

«Bis auf die Verschiebung der Startzeit lief alles nach Plan», erklärte Huber im Ziel. Als er von der Startverschiebung vernommen hatte, seien die Erinnerungen an die Austragung 2011 hochgekommen. Damals musste der Wettkampf, zugleich die Bikemarathon-Schweizermeisterschaft, wegen des garstigen Wetters abgebrochen werden. «Doch die Sorgen erwiesen sich bald als unbegründet. Im Münstertal hat es zwar geregnet und im Val Mora war es recht frisch. Doch der Rest der Strecke war sehr gut fahrbar und die Temperaturen angenehm», erklärte Huber.

Rebagliati, im Vorjahr noch Vierter, fand nur lobende Worte für die Leistung Hubers und zeigte sich zufrieden mit dem zweiten Platz. Ebenso Tähti mit Rang drei. Beeli hingegen sagte: «Ich hatte lange Zeit ein sehr gutes Gefühl. Doch die Rampe in Zernez, als ich versuchte, nochmals zu den Spitzenfahrern aufzuschliessen, die hat mir das Genick gebrochen. Danach begannen die Krämpfe und es lief bei mir bis ins Ziel überhaupt nicht mehr.»

Gewinnerin bei den Frauen wurde wie erwartet Vorjahressiegerin Alexandra Zürcher. Die Berner Oberländerin realisierte einen überlegenen Start-Ziel-Sieg. Um 21:20 Minuten distanzierte sie die zweitplatzierte Alessia Nay aus Zizers, gar um mehr als eine Dreiviertelstunde die drittplatzierte Melinda Bär. Entsprechen zufrieden zeigte sich Zürcher.

Auf der Mitteldistanz wurde Fadri Barandun quasi Sieger wider Willen. Der Samedaner wollte eigentlich auch die Vallader-Strecke fahren, erfuhr jedoch zu spät die neue Startzeit und startete kurzerhand auf der Jauer-Strecke, die er prompt gewann vor Simon Brändli und Manfred Steinacher aus Bad Ragaz.

Ein Sieg quasi auf Ansage schaffte Laetizia Strimer vom organisierenden Bike-Marathon-Team vor Martina Höfler und Marina Signorell.

Komplette Bildergalerie

Resultate

Männer (141 km): 1. Urs Huber (Mettmenstetten) 5:53:43. 2. Marco Rebagliati (It) 3:21. 3. Toni Tähti (Fin) 8:02. 4. Felix Fritzsch (De) 10:08. 5. Andrin Beeli (Sagogn) 12:41. 6. Fabien Monnier (Ayent) 20:01. 7. Mattia Longa (It) 20:22. 8. Holger Senf (De) 23:58. 9. Jeremias Marti (Willisau, LU) 24:21. 10. Dominik Schwaiger (De) 27:12.

Frauen (141 km): 1. Alexandra Zürcher (Oey) 7:22:57. 2. Alessia Nay (Zizers) 21:20. 3. Melinda Bär (Safenwil) 45:38.

Männer (107 km): 1. Fadri Barandun (Samedan) 4:40:37. 2. Simon Brändli (Winterthur) 6:57. 3. Manfred Steinbacher (Bad Ragaz) 12:17. 4. Lukas Loretz (Solothurn) 12:28. 5. Flurin Staub (Fex) 19:22.

Frauen (107 km): 1. Laetizia Strimer (Scuol) 5:40:53. 2. Daniela Höfler (Fläsch) 23:03. 3. Marina Signorell (Quarten) 1:05:31.